Eine Reflexion aus der Sicht eines Naturwissenschaftlers, von Dr. rer. nat. Paschalis Papagrigoriou
Als jemand, der die ehrenwerten Hallen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn durchwandert hat, fühle ich eine besondere Verbindung zu Siegfried Knittel – nicht nur akademisch, sondern auch durch eine langjährige familiäre Freundschaft, die bis in die lebhaften 80er Jahre zurückreicht.
Geboren in Konstanz und aufgewachsen im malerischen Schwarzwald, hat Siegfried seine Weltanschauungen zwischen Bäumen und Traditionen geformt, bevor er nach Bonn kam, um Germanistik und Kunstgeschichte zu studieren. Diese frühen Jahre waren prägend, sie schärften seinen Blick für die Tiefe der kulturellen Wurzeln und den weiten Horizont der Bildung.
Siegfried Knittel ist ein Künstler, der sich durch das autodidaktische Erlernen und die feinsinnige Auseinandersetzung mit seinem Medium auszeichnet. Die ursprüngliche Beschäftigung mit Material-Collagen und Kunstverglasungen zu religiös-gesellschaftlichen Themen mündete in die Schaffung von Werken, die in ganz Deutschland Anerkennung fanden.
Nach dem Umzug der Regierung von Bonn nach Berlin im Jahr 1999 fand Siegfried in der neuen Hauptstadt einen fruchtbaren Boden für seine kreative Entfaltung. Seine Ausstellungsreihen „Bundestagslandschaften“ und „Architektur erleben – Demokratie verstehen“ sind nicht nur visuelle Meisterwerke, sondern auch ein tiefgründiger Kommentar zur politischen Landschaft unserer Zeit. In diesen Werken spiegelt sich das Parlamentsviertel nicht nur als architektonische Größe, sondern auch als ein Brennglas demokratischer Prozesse und Diskurse.
Die Bilder und Techniken, die Siegfried verwendet, sind unverwechselbar. Mit sorgfältig geschichteten Pigmenten auf frischem Lack kreiert er strukturierte Oberflächen, die die stoffliche Schwere der Architektur mit der Leichtigkeit seiner künstlerischen Vision verbinden. Die Serie „Chic Charme & Chapeau“ zeigt seine Heimatverbundenheit und stellt den Bollenhut in einen neuen, zeitgenössischen Kontext – eine Kombination aus Respekt und provokativer Neuinterpretation.
In einer Zeit, in der die Demokratie unter Druck steht und Regierungen sich manchmal von ihren Grundsätzen entfernen, bietet Siegfrieds Werk einen Ankerpunkt der Reflexion. Er zeigt auf, dass die Kunst nicht nur ein Spiegel der Gesellschaft ist, sondern auch ein kritischer Kommentator und ein Verteidiger der Ideale, die wir so hoch halten.
Als langjähriger Freund und Bewunderer von Siegfrieds Talent und Ideenreichtum ist es mir eine Ehre, seine Arbeiten zu betrachten und über sie zu schreiben. Seine Bilder sind mehr als Kunst – sie sind eine Einladung, tief in die Reflexion über unsere Zeit, ihre Herausforderungen und die Rolle, die wir als Individuen und Gemeinschaft spielen, einzutauchen.
Von Bonn nach Berlin, von der Universität bis ins Herz der Kunstwelt – Siegfried Knittels Reise ist eine Hommage an die Macht der Bildung und die transformative Kraft der Kunst. Möge seine Arbeit weiterhin inspirieren und zum Nachdenken anregen, so wie sie es für mich getan hat.
Paschalis Papagrigoriou, Informatik, Universität Bonn