Friedenstauben: Metamorphose eines Symbols

Die künstlerische Perspektive von Siegfried Knittel

Die Bilder und Assemblagen sind Ergebnis einer persönlichen Auseinandersetzung mit den Ereignissen im Kontext der Kriege in Afghanistan und im Irak. Insofern sind die Darstellungen auch lesbar als  Spiegel emotionaler Empfindung, als Ausdruck von Wut, Trauer und unsäglicher Hilflosigkeit gegenüber den unschuldigen Opfern während und nach den Kriegen.   Die offene Zäsur, die hemmungslose Preisgabe ethisch-moralischer Wertvorstellungen zugunsten poltisch-ideoloscher Interessen einerseits und wirtschaftlicher Interessen andererseits, eingebunden in die globale Massenbeeinflussung über die Instrumentarien der Massenmedien und der staatlichen Institutionen , insbesondere die Diskrepanz in der Empfindung, in der bewussten und unterbewussten Identifikation empirisch gewachsener Vorstellungen von Ethik und Moral und der Wahrnehmung der Realität Heute, sind im Verlauf der Entstehungsphase der Arbeiten zur Substanz der Auseinandersetzung im Thema geworden.

Metamorphosen zielen nicht wörtlich gemeint auf die gestaltliche Veränderung, sondern vielmehr auf die inhaltliche Wandlung in der allgemeinen Wahrnehmung von Symbolen und den damit verbundenen Wertevorstellungen. In der Gegenüberstellung von politisch/gesellschaftlichen Symbolen, sowie in der Verschmelzung Beider in der Umsetzung der Bilder versuche ich die wechselseitige Rolle in der Definition der Begriffe von Gut und Böse, Wahrheit und Lüge, Schuld und Sühne einerseits und das Bewusstsein von Macht und Ohnmacht im Kräfteverhältnis der politischen/ideologischen Blöcke, die militärische Konfrontation auf der Basis wirtschaftlicher, ideologischer und religiöser Interessen andererseits, in der Auseinandersetzung mit der Thematik zu reflektieren.

Die Verflechtung von Staat und Religion  bzw., die Verflechtung ihrer tragenden Symbole im Inhalt und Ausdruck der Arbeiten rechtfertigt sich in ihrer wechselseitigen Rolle einerseits, als Träger von Frieden und Hoffnung und andererseits als Träger von Gewalt und Schrecken und versucht die wankende Balance in dem derzeit sich zuspitzenden  Konflikt der Kulturen und Religionen zu fokussieren.

Die Arbeiten erheben nicht den Anspruch einer korrekten Einschätzung des Zeitgeschehens, sondern sind vielmehr ein Versuch mit künstlerischen Gestaltungsmitteln eigener Beklemmung Ausdruck zu verleihen.

Siegfried Knittel